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DAVID GILMORE: Clown, Regisseur, Theaterpädagoge und Theatertherapeut
Herkunft
David Gilmore wurde 1949 in Ostlondon, England als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er wuchs dort auf, besuchte Grundschule und das Gymnasium und studierte 1969 „Moderne Sprachen“, d.h. Sprach- und Literaturwissenschaften, offiziell Deutsch und Italienisch, am Christ´s College an der Universität von Cambridge. Er ergänzte dieses Studium aber auch mit russicher, deutscher und italienischer Geschichte und mit seinem Interesse an Psychologie, Anthropologie und an sozialen und politischen Wissenschaften. Er schloß sein Studium mit einem M.A (Hons.) cantab ab.
Die Spannungen in seiner Familie aufgrund von Geldnot und einem besonderen Leistungsdruck, zwischen den Geboten seiner Religion und den Einflüssen der nichtjüdischen Außenwelt, zwischen den Wünschen seiner Eltern und den Geboten seines Herzens prägte ihn tief. Ebenfalls die lange Geschichte der Gewalt gegen Juden und die daraus entstehende Angst, Scham und Wut erzeugten zu einem besonderen Zündstoff, die ihn antrieb, über viele in seiner Familie tabuisierten Grenzen und festen Vorstellungen hinwegzusetzen und einen närrischen Lebensweg zu suchen. Er verließ England und ging nach Westberlin. Dort wollte er sich nicht nur vom Druck und der Scham seiner Herkunft erholen, sondern seinen Herzenswunsch in die Tat umzusetzen, Vertrauen in die eigenen spielerischen, kreativen Fähigkeiten zu schöpfen und sich von den Begrenzungen und von Selbst- und Vorurteilen zu befreien, die ihn immer noch gefangen hielten.
Auch die Berufswahl fiel schwer: Der Alltag des Arztes hat oft wenig mit Gesundheit zu tun, der Alltag des Rechtanwalts oft wenig mit Gerechtigkeit, der des Lehrers oft wenig mit wirklichem Lernen. Auch der Schauspieler wird vom Regisseur bestimmt und muß seine ureigenen Gefühle der Rolle zur Verfügung stellen, seine eigenen sind nicht von Interesse, seine seelische Gesundheit ebenfalls nicht. Wie konnte er sich selbst treu bleiben, mit sich selbst identisch, seine Fähigkeiten entwickeln und sich nützlich machen?
Er sah dafür einen einzigen Weg, für sich den nötigen Freiraum zu schaffen, mit sich identisch zu werden, seine wahren Fähigkeiten zu entwickeln und in der Welt nützlich zu sein: Ein Narr zu sein.
Praktisch hieß das: Die Schatten der Vergangenheit anzuschauen und die spielerischen Fähigkeiten zu fördern. Er suchte Hilfe sowohl bei Therapeuten als auch bei Künstlern auf. Bei Therapeuten, um sich den Themen des eigenen Lebens zu stellen und durchzuarbeiten; bei Künstlern, um den Umgang mit der Bühne, dem Körperausdruck und mit dem Impuls des Augenblicks als Grundlage der Improvisation kennenzulernen. In beiden Fällen waren es körperorientierte Verfahren und das physikalische Theater, die ihn anzog. Diese Verbindung charakterisiert auch heute seine Arbeit und seine Lebensauffassung – ja, die beiden lassen sich nicht voneinander trennen.
Sein größter Lehrer bleibt weiterhin das Leben selbst und sein Vertrauen auf die Intuition des Herzens.